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Was passiert, wenn der Mittelstand im Südwesten ins Wanken gerät?

Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Baden-Württemberg ist im Jahr 2024 stark gestiegen – um über 30 Prozent. Damit liegt das Land deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt. Besonders betroffen sind kleine und mittelständische Unternehmen, die oft familiengeführt sind und nicht über große finanzielle Rücklagen verfügen.
Ursachen für diese Entwicklung sind unter anderem die anhaltende Konjunkturschwäche, gestiegene Energiepreise, höhere Zinsen sowie der Wegfall staatlicher Sonderregelungen aus der Corona-Zeit. Hinzu kommen strukturelle Herausforderungen wie der Wandel in Schlüsselindustrien und zunehmende Bürokratie.
Beim Round Table der Südwest Media Network GmbH diskutierte unser Kollege Dr. Sebastian Mielke mit weiteren Experten über die Gründe für diese Entwicklung und die Herausforderungen für den Mittelstand in der Region.
Es gibt Auswege – man muss sie nur gehen wollen
Trotz der aktuellen Zahlen wurde deutlich: Eine Unternehmensinsolvenz muss nicht das endgültige Aus bedeuten. Vielmehr kann sie eine Chance sein, um Strukturen zu überdenken, das Geschäftsmodell anzupassen und langfristig tragfähige Lösungen zu entwickeln.
In der Praxis zeigt sich jedoch, dass viele Unternehmen zu spät auf erste Krisensignale reagieren – sei es aus Unwissen, Zeitmangel oder der Angst vor einem vermeintlichen Gesichtsverlust. Fehlende Frühwarnsysteme, mangelnde Transparenz im Controlling und eine oft noch tabuisierte Fehlerkultur erschweren eine rechtzeitige Reaktion zusätzlich. Auch externe Faktoren wie hohe Zinsen, volatile Märkte und branchenspezifische Herausforderungen – etwa im Bau, Handel oder der Medizintechnik – verschärfen die Lage.
Dazu ist ein Umdenken notwendig – insbesondere mit Blick auf den richtigen Zeitpunkt für professionelle Unterstützung. Wer frühzeitig auf Warnsignale reagiert, strategisch plant und juristisch wie betriebswirtschaftlich begleitet wird, kann die Weichen für eine erfolgreiche Fortführung des Unternehmens stellen.
Insolvenzen managen – Chancen nutzen
Ein Insolvenzverfahren ist nicht zwangsläufig das Ende, sondern kann – rechtzeitig und professionell genutzt – einen echten Neustart ermöglichen. Entscheidend sind eine klare Strategie, offene Kommunikation und der Wille zur Veränderung. Moderne Verfahren wie StaRUG oder Eigenverwaltung bieten dafür flexible Möglichkeiten.
Häufig scheitern Sanierungen nicht an rechtlichen Hürden, sondern an emotionalen Blockaden und zu spätem Handeln. Dabei lassen sich Arbeitsplätze und Potenziale oft erhalten, wenn früh genug gegengesteuert wird. Gelungene Sanierungen setzen nachhaltige Strukturen und motivieren alle Beteiligten – der Weg aus der Krise wird so zur verantwortungsvollen unternehmerischen Entscheidung.